Die Grafen von Pienzenau

1350 - 1596

Hans Huber

Das Adelsgeschlecht der Pienzenauer gehört im südbayerischen Raum neben dem der Wittelsbacher, der Preysing, der Törring, der Grafen Hundt und der Fugger zu den bekanntesten und auch wohlhabendsten. Ihr Stammsitz lag einst in Pienzenova, ca. 4 km nördlich von Miesbach (heute Kleinpienzenau und Großpienzenau in der Gemeinde Weyarn). Alle diese Adelsgeschlechter bildeten sich aus der ehemaligen „Nobiles" heraus. Diese Nobiles hatten sich das Vertrauen der Könige und Herzöge durch treue Kriegsdienste erworben und durch gewissenhafte Erfüllung von Verwaltertätigkeiten unentbehrlich gemacht. Als Dank und Anerkennung erhielten so auch die Pienzenauer eigenen Grundbesitz. Darüber hinaus nahmen sie Ehrenstellungen ein, sie erhielten viele Privilegien und hatten großen Einfluss. Urkundlich erwähnt wurden sie erstmals im Jahre 1046, als ein Ratold von Pienzenau in einer Urkunde des Klosters Tegernsee als Zeuge aufgeführt wird. Ihr Machtbereich wuchs ständig und dehnte sich bald im ganzen ehemaligen Faganagebiet, also im Raum zwischen Isar und Inn aus. Ein Machtschwerpunkt entstand auch im Gebiet um Ebersberg und infolgedessen entwickelten sich auch gute Verbindungen zum Kloster Ebersberg. So verlieh der Abt von Ebersberg im Jahre 1343 den Brüdern Ulrich, Friedrich, Otto und Stephan von Pienzenau einen Hof zu „Bruckberg" (das heutige Bauhof bei Wildenholzen) als Leibgeding, d.h. sie durften den Hof gegen Entrichtung des „Zehents" und Ableistung von „Hand- und Spanndiensten" bewirtschaften.

Auszug aus W. Hundt, Bayerisches Stammbuch, 1585/86 - Pienztenau (die Pienzenauer).

Um das Jahr 1350 schloss Otto von Pienzenau mit einer Gräfin von Preysing die Ehe, und somit kam das Schloss Zinneberg in den Besitz der Pienzenauer. In vielen heimatkundlichen Schriften steht geschrieben, dass dieser Otto von Pienzenau aus der Burg Wildenholzen stamme; dies kann jedoch deshalb nicht so sein, weil die Burg Wildenholzen erst ca. 30 Jahre später, im Jahre 1381, von den Herzögen Stephan, Friedrich und Johannes den Herren von Pienzenau übereignet wurde. Der neue Sitz Wildenholzen verdrängte dann aber bald „Pienzenova" von der Führungsposition und entwickelte sich schnell zur Hauptburg. Hiermit war die Macht der Pienzenauer endgültig in den Ebersberger Raum verlagert. Nach den Aufzeichnungen des Historikers und Professors Wiguläus Hundt in seinem im Jahre 1585/86 verlegten Bayerischen Stammbuch 1,2 wechselte das Schloss Zinneberg mehrmals innerhalb der Familie der Pienzenauer den Besitzer, weil die jeweiligen Besitzer entweder kinderlos blieben oder keine männlichen Nachkommen hatten. Zur Zeit Hanns Kaspars (um 1570) hatte die Macht der Pienzenauer in der Region Ebersberg ihren Höhepunkt erreicht. Er besaß im Landgericht Schwaben Schloss Zinneberg, Hofmark und Schloss Wildenholzen und die Hofmark Glonn. Insgesamt waren fünf Schlösser und vierzehn Hofmarken im Besitz der Pienzenauer. In der Hofmarksbeschreibung aus dem Jahre 1554 heißt es: 
„Mit dem Tode von Hanns Warmundt am 7. Sept. 1596 ist auch die Herrschaft dieses Geschlechtes auf Zinneberg beendet." In der St. Johann-Baptist-Pfarrkirche in Glonn findet sich neben dem linken Seitenaltar ein Gedenkstein aus Marmor. Oben links ist das Wappen der Pienzenauer, drei goldene Ballen auf einem schrägen Balken und oben rechts das Wappen der Laiminger, zwei Löwen, eingemeißelt. In der Mitte ist Christus am Kreuz, im Hintergrund vermutlich die Stadt Jerusalem, als Relief herausgearbeitet. Unter dem Kreuz knien die beiden Stifter, links Warmundt von Pienzenau und auf der rechten Seite seine Ehefrau Anna von Pienzenau, geborene Münchin. Darunter findet sich folgende Inschrift: „Den 7. September Anno 1596 starb der der Edl und Vest Hanns Warmunndt vo Pientzenau zu Zinneberg Frstl. Dr. In Bairn gewester Truchseß. Den - - Anno - - starb die Edl Ehrn Tugenthafft Frau Anna von Pientzenau zu Zinenberg geborene Münchin sein Eheliche hausfrau denen got genedig und Barmhertzig sei und ain freliche aufersteung verleich well." Nie hat ein Steinmetz die ausgesparten Lücken in der Inschrift mit dem Sterbedatum ausgefüllt. Der Grund hierfür war ein irdischer.

Grabdenkmal der Pienzenauer in der Glonner Pfarrkirche, 1596

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