Schloss Zinneberg und seine Adelsgeschlechter

Hans Huber

Mit dem Namen Schloss Zinneberg sind nicht nur namhafte und auch heute noch existierende Adelsgeschlechter verbunden, Schloss Zinneberg besaß immer auf Grund seiner geografischen Lage, wie auch auf Grund seiner adeligen Schlossherrn in der näheren und weiteren Region eine herausgehobene Position. Seine Geschichte ist nicht auf Zinneberg isoliert und fixiert zu sehen, ihren Ursprung hat sie in diesem Ort, hier liegen die Wurzeln, die Auswirkungen waren jedoch nicht nur in dem benachbarten Ort Glonn zu sehen und auch zu erfahren, vielmehr strahlte sie weit hinaus auch in das weitere Umland. Hier war das kulturelle Zentrum, hier wurde Recht gesprochen, von hier aus wurde die Macht der Hofmark spürbar in den umliegenden Orten.

Auf diese seine exponierte geographische Lage weist schon Michael Wening in seiner Topographie von Bayern aus dem Jahre 1701 hin. Hier heißt es:

"Der Namen des Ortes scheinet daher zu rühren / weil es zimblich hoch / und gleichsamb auff der Züne dess Berges lieget / wiewol gegen Auffgang und Mitternacht das Land etwas eben / vnd auff Wildenholtz Zuegehültz zu finden ......."

Chur-Bayerische Landbeschreibung, M. Wening.

Auch in Apians Topographie, die schon im Jahre 1582 entstand, wird Zinneberg als "arx magnifica in monte" bezeichnet, was soviel heißt wie "großartige (mächtige) Burg auf einem Berg". Wenn man nun diese geografische Lage näher betrachtet, so kann man feststellen, dass dieser Ort für eine Burg hervorragend geeignet war.

Eine steil abfallende vorstehende Bergnase schiebt sich hier weit hinein in das behäbige Glonntal und bildete somit gegen Süden und Westen einen hervorragenden natürlichen Schutz, so dass eine Eroberung von diesen beiden Seiten sich als sehr schwierig erweisen würde. Auf der Nord-Ostseite war dieser natürliche Schutz nicht gegeben, hier musste durch das Anlegen von Befestigungen, sowie durch den Einsatz von Wachen ein mögliches Eindringen von Feinden abgewehrt werden. Der Schutz vor etwaigen feindlichen Angriffen war jedoch nicht der alleinige Gesichtspunkt für eine Ortswahl mit einer geografisch dominierenden Position. Schlösser und Burgen waren immer ein Symbol der Macht, eine Macht, die sein Besitzer auch nach außen hin sichtbar machen wollte. Und somit wählte man dafür einen exponierten Ort, von dem aus sein Besitzer den Blick weit hinaus in das Land schweifen lassen konnte und zu dem die Menschen im Land ehrfürchtig aufblicken mussten.

Abbildung von Schloss Zinneberg in der topografischen Beschreibung von Apian (1582).

Die Dominanz des Ortes ist so überwältigend, dass einige Heimatforscher mit dem Gedanken liebäugelten, dass hier schon viel früher als urkundlich belegt eine Burg vorhanden war. Es gibt sogar Spekulationen, dass an diesem Ort schon die Römer eine Befestigungsanlage errichtet hätten. Es gibt aber keinerlei Niederschriften, noch historische Funde oder sonstige Belege, die diese These untermauern würden, und somit belassen wir es bei diesen nicht ganz abwegigen Spekulationen.

Eine vielleicht erste urkundliche Erwähnung des Ortes ist in den Traditionsbüchern des Klosters Tegernsee, das in vielen Regionen, so auch im heutigen Landkreis Ebersberg viele Güter besaß, zu finden. Hier führt ein Benediktinerschreibermönch in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1005 einen Hans von Zinnen auf, der dem Kloster zu Tegernsee einen Wald in Form einer Schenkung vermachte. Der Hintergrund für eine solche Schenkung war oft ganz unterschiedlich, so stellte sich zum Beispiel der Schenkende damit unter den Schutz der Kirche oder er handelte sich ein Amt dafür ein oder die Schenkung erfolgte als Sühne für eine Freveltat, zu der der Schenkende verurteilt war. Ob es sich bei dieser ersten urkundlichen Nennung von 1005 tatsächlich um den ersten Schlossherrn von Zinneberg handelt, kann nicht gesichert behauptet werden.

Eine weitere eventuelle Nennung des Ortsnamens findet sich in den Urkunden des Klosters Beyharting. Hier werden im Jahre 1067/68 die Edlen Wolftrigil und Rudolf von Berg genannt. Weiter wird hier 1135/40 ein Puobo von Berg, der zu den Freien zählt und um 1185 ein weiterer Puobo von Berg genannt, der zu den Ministerialen von Valley gehört. Flohrschütz schreibt in seinem Werk "Der Adel des Ebersberger Raumes im Hochmittelalter" zu diesem Ortsnamen "Berg" und dessen Ortsbestimmung folgendes: "In erster Linie kommen Georgen - oder das heutige Zinneberg in Frage, denn in dieser Gegend hat sich die Macht der Grafen von Valley im späten 12. Jahrhundert ausgebreitet. Zinneberg erscheint nach seiner Lage geeigneter, doch es ist fraglich, ob sich dort damals schon eine Siedlung befand."

Diese Deutung von Flohrschütz lässt den Schluss zu, dass hier also schon im 11. Jahrhundert einen Ort mit dem Namen Berg gab, ganz sicher ist jedoch diese Interprätation nicht.

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